Pünktlich fahren wir ab, nur
Friedhelms Kontaktlinsen wollen nicht so recht in die Augen. Nach 40km sind wir
mitten im Verkehrscaos von Nouakchott und halten bei einer wiedermals recht
heruntergekommenen Tankstelle. Der Preis ist schnell ausgehandelt: 1 Euro für 1
Liter. Ich tanke als erster und mache mich dann zu Fuß auf die Suche nach einem
Fotokopierer. Unsere Fiche gehen zur Neige und da wollen wir lieber nochmal 10
Kopien machen.
Insgesamt tanken wir 175
Liter in alle XTs zusammen und suchen danach den Weg aus der Stadt. Irgendwie
sind wir von der Hauptstraße abgekommen und kreuzen sogar noch an Armenvierteln
vorbei. Der Verkehr ist unglaublich. Zweispurige Straßen werden vierspurig
genutzt und hin und wieder muß man auf „Geisterfahrer“ und natürlich
Eselskarren achten. Aber es geht.
40km nach der Tankstelle
treffen wir das Toyota-Team am Straßenrand. Sie haben kurz vor einer
Polizeikontrolle übernachtet.
80km weiter machen wir
erneut eine Pause. Eigentlich wäre es Zeit für eine Mittagspause, aber wir
wollen lieber an der Grenze Essen, da dort vermutlich eh lange Wartezeiten auf
uns zukommen. Doch als wir weiterfahren hat Marc einen Platten am Hinterrad.
Die XT wird auf die Kante
einer Brunnenplatte gewuchtet und das Rad ausgebaut. Ein ordinärer Nagel ist
Grund für den Stopp, kein Problem, der Schlauch wird geflickt. Inzwischen kommt
aus der Wüste ein laut fluchender alter Mann auf die Gruppe zu. Er hat große
Angst, dass Öl in seinen Brunnen kommt, doch die XT ist über einen Meter
entfernt und es wird ja auch nichts ölführendes berührt. Egal, der Mann setzt
sich vorsichtshalber auf den Brunnen bis die Reparatur abgeschlossen ist.
Weiter geht es zu den
wartenden Kollegen einige Kilometer weiter … doch da ist der Reifen wieder
platt.
Nun ist uns die Zeit doch
kostbarer als der Schlauch und wir benutzen Speedys Reifen-Pilot. Es klappt und
Marc kann bis Dakar fahren. Ich finde ja einen Platten bei der Strecke völlig
ok.
15.00 Uhr erreichen wir
Rosso und werden in den Hafen gelassen. Vor dem Tor sah es recht voll aus, doch
innerhalb der Hafenmauer ist es etwas leerer. Ein Zollbeamter gibt uns sofort
Anweisungen und gebietet mir die Pässe einzusammeln und mitzukommen. Natürlich
soll ich auch Geld mitnehmen.
Nun ja – Stempel hier und
Stempel da. Carnets werden gestempelt und Kfz-Papiere abgeschrieben. Und am
Ende möchte der Zollbeamte natürlich ein Geschenk haben, obwohl wir uns sicher
sind, dass das vorher schon bezahlte Geld nicht komplett in die Staatskasse
geflossen ist. Mit Geschenk meint er natürlich auch Geld, mit der Baseballcap
ist er keinesfalls zufrieden und so gibt es noch 20 Euro extra.
Bin ich froh, dass sich das
immer alles durch 12 teilt.
Nun haben uns natürlich
schon die Schlepper vom Senegal an der Angel. Wir müssen und beeilen, denn die
Grenze drüben macht zu und man würde uns helfen. Diese Hilfe wollte ich auch
gerne annehmen, da wir ja etwa eine Woche vor der Abreise erfahren hatten, dass
der Senegal das Carnet de Passage nicht mehr akzeptieren würde. Ich hatte mit
der Botschaft in Berlin und in Dakar telefoniert und regen eMail-Verkehr mit
einem Motorsportclub im Senegal. Es sah schlecht aus.
Also fuhren Andreas aus dem
Toyo und ich mit einem Holzfischerboot und dem Schlepper über den
Senegal-River, denn die Grenze zwischen Mauretanien und dem Senegal ist ein
Fluß so breit wie die Elbe. Bei dem Holzboot hatten wir ein ganz besonderes
Exemplar erwischt. Mitten auf dem Fluß ging der Motor aus und wir trieben
Flußabwärts. Mir wurde ganz schön mulmig mit der Plastiktüte in der Hand, in
der nun 15 Pässe waren. Ein anderes Boot kam uns zur Hilfe, dann ging der Motor
wieder aus, das andere Boot ließ los, der Motor geht wieder aus, das andere
Boot kommt zurück … auf jeden Fall zieht es uns dann nach Senegal und läßt uns
volles Rohr in eine Gruppe Wäsche waschender Frauen gleiten. Diese können
gerade noch die Wäsche retten und sich mit ihren Körben in Sicherheit bringen.
Los geht die lustige
Stempelei. An Bord hatte der Schlepper die ganze Zeit mit seinen zwei Handys
rumgefummelt (1x Mauretanien, 1x Senegal) und mir dann hin und wieder Preise
mit dem Rechner gezeigt, die er braucht, um uns einzuschleusen. Gleich beim
ersten Stempelstopp stellt er mir dann seinen Vater vor, der bei der Polizei
ist. Das fand ich ja eine Spur weit vertrauenserweckend.
Jeden abgeschriebenen und
gestempelten Pass hat der Schlepper dann ins Nebenzimmer zur nächsten Station
gebracht. Andreas hat dort ein Auge auf unsere Pässe geworfen. Natürlich hatte
ich dem Schlepper erklärt, dass wir auf keinen Fall einen Stempel in den Pass
gebrauchen können, der sich auf die XT bezieht, denn die reist ja mit dem Toyo
aus und wir mit dem Flugzeug. Er hat das verstanden und mit dem Zollbeamten
dann eine gute Lösung gefunden. Alle XTs, der Anhänger und der Toyota kommen
auf ein einziges Passavant und das wird dann nur in den Pass von Tom D.
gestempelt, dem Besitzer des Toyotas.
Inzwischen ist die Fähre mit
den XTs und dem Toyota auch angekommen und da das Gespann und die vielen XTs
den ganzen Hafen blockieren, läßt man sie schon aus dem Hafen heraus. Die Pässe
waren ja noch in Behördenhand.
Nach nur zwei Stunden ist
alles vorbei. Es hat zwar 50,- Euro pro Person gekostet, aber da ist die
Versicherung schon mit eingeschlossen. Im Vorwege hatte ich gehört, dass ein
Passavant alleine schon 50,- Euro kostet. Insofern waren wir zufrieden.
Es sind noch 107km bis zur
ZebraBar und das wollen wir auf jeden Fall schaffen. 107km hört sich auch nicht
weiter wild an, aber wir brauchen drei Stunden. Zum Einen ist der Zustand der
Straße von der Grenze bis nach St. Louis eine Katastrophe, überall
scharfkantige Schlaglöcher im Teer. Zum Anderen haben wir zwei
Polizeikontrollen, die nur abzocken wollen. Außerdem wird es dunkel und St.
Louis ist auch schon wieder mit abenteuerlichem Verkehr gesegnet.
Egal – um 20.00 Uhr
erreichen wir die ZebraBar, wo wir flüchtig angemeldet sind, aber nicht reserviert
haben. Woher hätte ich denn ahnen können, dass alle 12 XTs so gut durchhalten
und die Fahrer noch dazu.
Trotzdem können wir von dem
Buffet für andere Gäste mitessen und die Getränkevoräte sind auch ausreichend.
Nach dem Essen erzähle ich
allen, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass wir so einfach in den Senegal
einreisen können. So viele Sorgen hatte ich mir gemacht wegen des nicht mehr
akzeptierten Carnet de Passage – alles klein Problem in Afrika.
Erst nach Mitternacht gehen
wir ins Bett und träumen vom Lac Rose, den wir morgen erreichen werden.
Strecke: 360km wieder bis zu 25 Grad
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