Es war sicherlich etwas
blauäugig von mir diese Ausschreibung einfach so ins Netz zu stellen und alle
XT500-Fahrer einzuladen. Es bestand die Gefahr, dass sich auch totale Idioten
anmelden. Aber ich habe in den letzten 16 Jahre XT-Enthusiasmus einfach festgestellt,
dass es nur einen ganz, ganz geringen Anteil von Idioten in der XT500-Gemeinde
gibt. Wenn man dann noch dazurechnet, dass es ja nur um die XT-Fahrer geht, die
bereit sind 6500km mit ihrer XT in nicht mal drei Wochen zu fahren, dann geht
der Prozentsatz gegen Null.
Wie dem auch sei, die Truppe
war superklasse und hat sich sehr schnell zu einem Team entwickelt. Wir haben
die meisten Entscheidungen gemeinsam getroffen, oder das Team hat sich meinen
Entscheidungen gefügt. Man kann einfach nicht an jeder Abzweigung diskutieren,
manchmal sind schnelle Entscheidungen notwendig, auch wenn es die falschen
sind. Es ist für die Wartenden nerviger zu warten, als einen Umweg oder
falschen Weg zu fahren. Das hat alles hervorragend funktioniert.
Und trotzdem bestand das
Team aus total unterschiedlichen Menschen. Ich hätte z. B. nie gedacht, dass
ich der jüngste auf der Reise sein werde. Aber einige waren bis zu 11 Jahren
älter als ich. Dazu noch die unterschiedlichen Erfahrungen. Klaus-Peter war
schon 6 Jahre mit der XT um den Erdball gereist, während Axel das erste Mal mit
der XT im Urlaub war. Das war überhaupt kein Problem, denn wir hatten alle das
gleiche Ziel: Mit der XT nach Dakar!
Und die XT war eine gute
Wahl, denn sie hat ihre Zuverlässigkeit wiedereinmal unter Beweis gestellt.
Einfache Technik funktioniert unter allen Bedingungen. Wenn ich rückwirkend
Revue passieren lasse, dann hatten wir das abgebrochene Kickstarterausrückblech
von Axel, den ewig undichten ES-Stahltank von Klaus-Peter, und den Ölverlust mit
dem defekten Gewinde der Ölfilterdeckelschraube bei Christof. Ansonsten lief
Marcs XT mal nicht so gut, Johnys XT sprang mal nicht an und Martina hat auch
mal eine Zündkerze gewechselt. Andere Probleme, wie abgebrochene Hebel, der
mehrfach gebrochenen Gepäckträger von Michael und die teilweise heftig
verbeulten Alukoffer, wären bei jedem Motorrad aufgetreten. Wenn ich dann von
BMWs höre, die mit leerer Batterie nicht fahren, oder Tinas WR in Südamerika
mit Elektriktotalausfall, dann kann ich doch nur Schmunzeln. Natürlich waren
alle XTs gut vorbereitet. Anders kann ich mir nicht erklären, dass wir sie
mehrmals am Tag einfach angekickt haben und losgefahren sind. Von anderen
XT-Ausfahrten kennt man das ja schon, dass eine XT stehen bleibt und nicht
anspringen will. Diesen Fall hatten wir vielleicht fünf Mal. Fünf Mal auf
6.500km mit 12 XTs – das ist doch super!
Die Verletzungen der
Teilnehmer waren sicherlich schmerzhaft und erinnern einige heute noch an die
Reise, aber keiner hat je ein Wort über Aufgeben oder auch nur Pause machen
verloren. Marc hat mit seinen zwei gebrochenen Rippen den Vogel abgeschossen,
dann Speedy mit der Prellung am Fuß und Johny mit einer Bänderdehnung in einem
Knie. Sicher waren da doch ein paar Beulen, Ratscher und blaue Flecke, aber das
gehört dazu. Man kann sich auch im Hotelzimmer den Fuß an der Bettkante stoßen.
Marc würde auf jeden Fall mit seinen gebrochenen Rippen sofort weiter nach
Kapstadt fahren, und so geht es allen Verletzten.
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